Grundsätzlich gilt: Kein Tier ist an und für sich ein "Nützling" oder "Schädling". Diese Zuschreibungen geben nur die subjektive Sicht von uns Menschen wieder und sind auch vom Kontext abhängig. "Nützlinge" gelten im Gemüseanbau Tierarten, deren Vorkommen das Wachstum der Pflanzen unterstützt oder die selbst Schädlinge fressen.
Sie fressen, was dein Gemüse frisst: Marienkäfer und besonders deren Larven verspeisen am liebsten Blattläuse und sind daher gern gesehene Gäste in jedem Beet und auf jedem Balkon. Dabei schaffen die gefräßigen Helfer*innen bis zu 50 Läuse am Tag!
Wenn du also eine solche Larve in deinem Garten siehst (siehe zweites Bild), dann sammle sie ein und setze sie auf eine besonders verlauste Pflanze. Win-Win für die Larve und dich – mehr Bio-Schädlingsbekämpfung geht nicht.
Wenn du die grünen Netzflügler mit ihren fast transparenten Flügeln in deinem Beet oder Balkon entdeckst, schätze dich glücklich! Ausschau halten solltest du besonders nach den braungemusterten Larven, die bei Blattläusen besonders gefürchtet sind und deine geliebten Gemüsepflanzen von täglich bis zu 100 Läusen befreien können.
Auch wenn sie Schlupfwespen heißen, sind diese Nützlinge im Beet keine echten Wespen. Anstelle eines Stachels besitzen die Weibchen einen langen Legeapparat (im Bild unterhalb des Hinterleibs), mit dem sie andere Insekten "anpiksen" und ihre Eier in die Tiere ablegen. Die Larven entwickeln sich im Wirtinsekt, das daraufhin abstirbt. Was klingt wie ein Horrorfilm, ist für deine Pflanzen eine Wohltat, da die Schlupfwespe oft Schädlinge wie etwa Kartoffelkäfer für ihre Eiablage nutzt.
Diese Insekten sind im Beet und auf dem Balkon gleich doppelt von Nutzen, denn sie ernähren sich von Pflanzenabfall ebenso wie von kleinen Insekten. Am häufigsten siehst du sie in der Dämmerung oder nachts, wenn sie aus ihren Verstecken hervorkrabbeln und Jagd auf Blattläuse oder Schmetterlingsraupen machen. Doch nicht in jedem Fall sind Ohrwürmer willkommen, denn mitunter fressen sie auch weiche Pflanzenteile.
Sie sorgen schon in der Frühe für den passenden Natur-Soundtrack auf dem Balkon oder im Garten: Wo Pflanzen wachsen, sind Vögel oft nicht fern. Auch wenn unsere Amsel in diesem Fall einen äußerst nützlichen Regenwurm erhascht hat, sind Vögel in vielen Fällen willkommene Nützlinge, die deine Pflanzen von gefräßigen Insekten befreien. Besonders Tauben können aber selbst auch gehörigen Gemüse-Schaden anrichten, wie du am angefressenen Palmkohl auf dem zweiten Bild siehst.
Als "Schädlinge" gelten hier Tierarten, die den Ertrag schmälern (bis hin zur Vernichtung ganzer Ernten) oder den Anbau in irgendeiner Weise behindern. Im Folgenden stellen wir dir eine Auswahl an besonders häufigen Schädlingen vor, die du bestimmt schon einmal im und ums Beet oder auf deinem Balkon angetroffen hast.
Sie fressen am liebsten Salate und Kohl, gerne auch schon junge Triebe. Nacktschnecken sind neben Blattläusen die wohl häufigsten "Schädlinge" im Beet. Besonders nachts und nach Regenwetter findet man zahlreiche Exemplare der feuchtigkeitsliebenden Tiere.
Gehäuseschnecken (Weinbergschnecken) oder gar den Tigerschnegel mit seinem auffälligen Leopardenmuster solltest du jedoch willkommen heißen, sie konkurrieren mit den Nacktschnecken um Lebensraum und fressen sie sogar (Tigerschnegel).
Neben dem Einsammeln der Schnecken gibt es einige präventive Maßnahmen, zum Beispiel unseren "Zauberstaub" mit Gesteinsmehl oder gemahlenem Ton. Mehr dazu und weitere Tipps findest du auf unserer Website.
Kleine Insekten mit Riesenhunger: Blattläuse sind die wohl häufigsten Schädlinge in jedem Gemüsebeet. Gerade bei deinen Beten, Bohnen, Kartoffeln oder Kohl kann es passieren, dass es sich dort Blattläuse bequem machen. Blattlausbefall ist immer wieder ein heiß diskutiertes Thema: Reichen die Selbstregulierungskräfte der Natur, den Befall mindestens einzudämmen oder muss der Mensch doch zu anderen Maßnahmen greifen, um wenigstens einen Teil der Ernte retten zu können? Welche Möglichkeiten zwischen “nichts tun” und “Gifteinsatz” sind also sinnvoll?
Da sich die chemische Keule in vielfacher Hinsicht auf Lebensräume, Pflanzen, Tiere und auch Menschen auswirkt, suchen wir nach Alternativen zum Gifteinsatz. Das Gift hat zwar tödliche Auswirkungen auf tatsächliche und vermeintliche Schädlinge – aber es wirkt sich eben auch auf andere Tiere und Pflanzen aus, die Bodenlebewesen eingeschlossen. Vielmehr hat der Einsatz von chemischen Stoffen einen tiefergreifenden Effekt auf das gesamte Nahrungsnetz: Fehlen den Vögeln und Fledermäusen die Insekten als Futter, nimmt ihnen das auch die Lebensgrundlage. Außerdem sind etwa 90 % der Wildpflanzen von der Bestäubung durch Insekten abhängig.
Oft sind es Ameisen, die Blattläuse wegen ihrer süßen Ausscheidungen (Honigtau) nicht nur melken, sondern auch schützen und an geeignete Stellen auf den Pflanzen tragen.
Eine weitere, weniger bekannte, aber einfache Methode ist es, die dicksten Blattlauskolonien mit den Fingern zu zerdrücken und die Schmiere an den Pflanzen zu belassen. Zuerst sollte man aber nachschauen, ob nicht bereits Nützlinge am Werk sind. Bei dieser zugegeben etwas unappetitlichen Arbeit am besten keine Handschuhe verwenden, damit die Pflanzen dabei möglichst nicht beschädigt werden. Hände waschen danach ist natürlich erlaubt und auch empfohlen. Die toten Läuse werden von den Ameisen aufgefressen und der intensive "Läuse-Duft" lockt dann wiederum Nützlinge an.
Da zeitweilig weniger Honigtau anfällt, kommen auch weniger Ameisen, die die Läuse mitbringen. Das stärkt die befallen Pflanzen, und dadurch bekommen die Nützlinge außerdem gut die Chancen, die Oberhand zu gewinnen. Honigtau ist ein zuckerhaltiges Ausscheidungsprodukt verschiedener Pflanzen und damit eine beliebte Nahrungsquelle für verschiedene Insekten.
Da Ameisen die Läuse aber immer wieder an geeignete Stellen tragen, hilft das oft empfohlene Abspritzen der Pflanzen mit einem scharfen Wasserstrahl nur zeitweilig und ist gerade bei empfindlichen Jungpflanzen ebenfalls schädlich.
Ein weiteres Hausmittel zum Einsprühen der Pflanzen hat sich bewährt: Kern- oder Schmierseife gemischt mit Essig, Tabaksud oder Knoblauchbrühe. Das Gemisch wird hauptsächlich auf die Blattunterseiten und auf die Triebspitzen gesprüht, wo es dank der Seife haften bleibt
Lass dich von einem geringen Raupen-Befall nicht aus der Ruhe bringen. Er geht in einem naturnahen Garten oft von selbst zurück. Bei länger anhaltendem, stärkerem Befall, der meist als Folge ungewöhnlicher Witterungsverhältnisse auftritt, gibt es einige erprobte Maßnahmen.
Zunächst empfiehlt es sich, die Raupen abzusammeln, denn das beugt größeren Schäden vor. Aber Vorsicht! Hierzu am besten Handschuhe tragen oder geeignetes Werkzeug verwenden (z.B. Pinzetten), denn einige Raupen sind unangenehm beim Anfassen und können sogar allergische Reaktionen hervorrufen. Die Pflanzen gründlich absuchen, denn einige Raupen sind vielleicht noch sehr klein, haben sich in Blattachseln oder auf den Blattunterseiten versteckt oder sind sehr gut getarnt.
Kaffee ist eines der Hausmittel, die gern empfohlen werden. Bei Spritzbrühen immer ein paar Tropfen Spülmittel zugeben, um die Haftung des Mittels zu verbessern. Schmier- oder Kernseife haben eine direkte, negative Wirkung auf die meisten Raupen. Daher solltest du beobachten, ob die Spritzbrühe Wirkung zeigt und die Behandlung ggf. mehrmals wiederholen.
Diese Blattkäfer-Art hat sich ganz auf Bohnen und Hülsenfrüchte (Leguminosen) spezialisiert. Hast du Trockenbohnen in einem Glas o. ä. gelagert und entdeckst am Boden des Gefäßes Bohnenmehl, kann dies ein Zeichen für Bohnenkäfer-Befall sein!
Die Larven des (Speise-)Bohnenkäfers fressen sich in die Samen hinein und nagen erst kurz vor dem Schlupf eine kreisrunde Öffnung in die Bohnen. Löchrige Bohnen wurden von der nächsten Käfergeneration bereits verlassen, die sich nun schleunigst paaren, Eier legen und dafür sorgen, dass sich dein Vorrat an Bohnensamen in Staub auflöst. Um Larven und Käfer loszuwerden, lege die Bohnensamen mehrmals alle zwei bis vier Wochen für ein paar Tage in die Tiefkühltrühe. Frisch abgelegte Eier überleben die Frostbehandlung. Die Larven schlüpfen aber, sobald es wärmer wird und sterben bei wiederholter Tiefkühl-Behandlung ab. Trotz geringen Käferbefalls können die Bohnen mitunter noch keimen, das Saatgut seltener Sorten bei Befall also nicht gleich entsorgen!
Berühmt-berüchtigt ist der schwarzgelb-gestreifte Kartoffelkäfer, der auf der ganzen Welt schon zahlreiche Ernten vernichtet hat und im Kalten Krieg sogar zu politischen Propagandazwecken missbraucht wurde.
Entdeckst du sie bei deinen Pflanzen, sammle sie am besten ab und schau auch auf den Blattunterseiten nach ihren Ei-Gelegen. Die Eier-Häufchen sind aufgrund der orangenen Farbe gut erkennbar. Unserer Erfahrung nach ist es viel einfacher, die Gelege abzusammeln als später die zahllosen Larven oder gar ausgewachsenen Käfer.
Unser Experte Dr. T rät, die Eier vor dem Schlupf zerquetschen, abgesammelte Larven und Käfer kannst du notfalls auch heiß überbrühen. Klingt grausam, aber Kartoffelkäfer stehen auf der Schwarzen Liste invasiver Arten und bedrohen heimische Arten!
Ihr Beiname "Kohlweißling" verrät, was bei den Raupen dieser Schmetterlingsarten ganz oben auf der Speisekarte steht: Kohlpflanzen aller Art, daneben aber auch Kapern- und Fuchsschwanzgewächse.
Die Familie der Weißlinge umfasst einige Arten, neben dem gefürchteten Kleinen Kohlweißling mit ca. 40-50 mm Flügelspannweite ist mitunter auch der Große Kohlweißling (ca. 60 mm Flügelspannweite) im Beet und auf dem Balkon anzutreffen.
Auch beim Weißling gilt: Bei jedem Gang ins Beet oder zum Balkonkasten nach Gelegen oder grünen Raupen suchen – je früher in ihrem Entwicklungsstadium du sie findest, desto eher wirst du sie los. Verräterisch sind große Löcher in Kohlblättern, wobei oft nur noch die Blattrippen übrig bleiben.
Durch Mischkulturen mit aromatischen Pflanzen wie Tomaten oder Sellerie kannst du die Falter von den Kohlpflanzen "ablenken".
Sollten vorbeugende Maßnahmen keinen Effekt erzielen, hilft am besten das Absammeln der Weißlingsraupen. Eine willkommene Unterstützung kannst du dir auch mit natürlichen Schädlingsbekämpfern wie Schlupfwespen ins Beet holen.