Natur & Umwelt

Unkräuter in ihren regionalen Beständen: Süd-Baden

In dieser Folge werden einige lokal in einem süd-badischen Gemüsebaubetrieb vorkommende Unkrautarten vorgestellt und im Bestand gezeigt.

Beginnen wir mit der Acker-Kratzdistel – Cirsium arvense (L.) Scop. in einem mit Knollensellerie bepflanzten Feld. Wie man auf dem ersten Foto sieht, werden die nektarreichen Blüten gern von Insekten besucht, hier von einem Tag-Pfauenauge. Die ausdauernden Pflanzen bilden waagerecht kriechende Rhizome aus, die bei jeder Bodenbearbeitung leicht zerteilt werden, sodann reichlich Erneuerungsknospen bilden und zur massenhaften vegetativen Vermehrung und Verbreitung beitragen. Baut man ausdauernde Gewächse wie Luzerne an, gehen die Rhizome ohne Bodenbearbeitung binnen weniger Jahre zugrunde.

Diese heimische Art wechselte früh in vom Menschen geschaffene Lebensräume, die ihr bessere Licht- und Wachstumsbedingungen bieten als sie an ihren natürlichen Standorten findet. Die leichten, mit Schirmchen fliegenden Früchte trägt der Wind über viele Kilometer. Junge, noch weiche Sprosse werden vom Vieh gern als Futter angenommen. Der Pflanzensaft enthält ein Labenzym, das Milch gerinnen lässt.

Das zweite Bild zeigt einen größeren Ausschnitt des stark mit der Acker-Kratzdistel verunkrauteten Sellerie-Bestandes. Auf dem linken Acker wird Weißer Senf – Sinapis alba L. als Gründüngung und Bienenweide angebaut. Sonst dient der Weiße Senf überwiegend als Ölpflanze, Speisewürze und zu Heilzwecken. Junge Pflanzen können auch als Salat verwendet werden. Beim Garen verfliegt die Schärfe.

Den auf dem zweiten Foto in der Bildmitte gut zu erkennenden Rain zwischen den beiden Äckern hat die Fuchsrote Borstenhirse – Setaria pumila (Poir.) Roem. & Schult. eingenommen. Die einjährige Art wächst als Ungras auf mäßig trockenen, nährstoffreichen, lockeren Böden – hier im Bild auf Löss. Sie blüht von Juli bis September, in wärmeren Gebieten auch länger und wird 10 cm bis weit über einen Meter hoch.

Auf dem Foto sind die Früchte bereits ausgefallen, die rötliche Beborstung ist jedoch gut zu erkennen. Die Gattung enthält mehrere Arten, einige werden auch kultiviert, die Rote Borstenhirse ist jedoch nicht darunter. Auf den folgenden beiden Bildern ist eine fruchtende Pflanze (2b) bzw. eine Ähre (2c) zu sehen, bei der die Körner noch nicht ausgefallen sind.

2b: fruchtende Pflanze einer Borstenhirse
2c: Ähre einer Borstenhirse

Der dem Weißen sehr ähnliche Acker-Senf – Sinapis arvensis L. – ist auf dem dritten Foto, rechts im Hintergrund gut zu erkennen. Er hat kleinere, fast schwarze Samen und schlankere, basal unbeborstete, völlig kahle Schoten. Recht ähnlich ist der mit Rettich und Radieschen eng verwandte Hederich, Raphanus raphanistrum L., der u.a. an seinen typischen, bei der Reife zerfallenden Gliederschoten zu erkennen ist.

Wer mag Detail-Aufnahmen dieser beiden Kreuzblütler einsenden? Wir würden sie gern in einem der nächsten Beiträge gegenüberstellen.

Doch zurück zum Foto: Im Vordergrund links sehen wir die ebenfalls leuchtend gelb blühende Saat-Wucherblume – Glebionis segetum (L.) Fourn., früher ein gefürchtetes, weil konkurrenzstarkes Ackerunkraut. Für die Duldung bzw. für das Unterlassen der Beseitigung wurden einst sogar Geldstrafen verhängt. Doch bereits seit dem 16. Jh. wird sie auch als einjährige Zierpflanze kultiviert. Die immer seltener zu beobachtende Art kann vor der Blüte ebenso wie die nahe verwandte Kronen-Wucherblume [Glebionis coronaria (L.) Cass. ex Spach] sogar als würziges Salat- oder Suppenkraut verwendet werden.

Auf den Äckern im Süden Badens gibt es noch viele weitere interessante Unkräuter zu entdecken, doch dieser Beitrag soll nicht enden, ohne wenigstens noch die Acker-Ringelblume – Calendula arvensis L. in Wort und Bild Nr. 4 (a und b) kurz vorzustellen. Dieses hübsche, fast ganzjährig blühende Unkraut entgeht vor allem an den nicht regelmäßig bearbeiteten Feldrändern und Fahrstreifen der Herbizidbehandlung. Seine rasche Entwicklung und die zügige Saatgutreife gewährleistet zumeist das Überleben wenigstens einzelner Exemplare.

Je weiter man in Europa nach Süden kommt, desto häufiger erscheint die Art. Im Mediterranraum siedelt sie sogar in Pflasterfugen. Es darf erwartet werden, dass sie von der Klimaerwärmung profitiert und sich spontan weiter nach Norden ausbreitet. Dass Saatgut seit einiger Zeit als Zierpflanze im Handel erhältlich ist, wird diesen Prozess vermutlich beschleunigen.


tg 2020-09-08

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