Kartoffeln vermehren

Kartoffeln haben eine ganz besondere Eigenschaft, wenn es um ihre Vermehrung geht: Sie können sich sowohl generativ, das heißt über Samen, als auch vegetativ vermehren, über ihre Knollen. Wie du selbst Kartoffeln vermehren kannst, erklären wir dir im Folgenden.

Vegetative Vermehrung

Die Vermehrung über die Knollen ist die gängige Art, Kartoffeln zu vermehren – und die einzige, sie sortenrein zu halten. Dass die Knollen nach längerer Lagerung austreiben, kennt wohl jede*r aus eigener Vorratshaltung. Legst du keimende Kartoffeln im Frühjahr in die Erde, wächst daraus eine Pflanze mit genau den Eigenschaften der ursprünglichen Sorte.

Keimende Kartoffeln

Willst du eine Kartoffelsorte im kommenden Jahr erneut anbauen, wählst von der Ernte du gesunde, unbeschädigte, mittelgroße Knollen mit gut ausgebildeten Augen für die Überwinterung aus. Diese lagerst du am besten an einem kühlen, dunklen, gut belüfteten Ort, am besten in trockenem Sand. So kommen sie gut durch den Winter, ohne zu schrumpeln. Früh treibende und schlecht lagerfähige Sorten wirst du ein- oder mehrmals abkeimen müssen, damit sich die Knollen nicht verausgaben. Im Frühjahr kannst du diese Knollen dann in die Erde bringen.

Generative Vermehrung

Kartoffelpflanzen bilden aus ihren Blüten nach der Befruchtung manchmal grüne Beeren, ihre Früchte. In den Früchten befinden sich hunderte kleine Samen. Kartoffeln sind übrigens sowohl Selbst- als auch Fremdbefruchter.  

Aus jedem Samenkorn geht ein einzigartiges Individuum mit einer nie zuvor dagewesenen Kombination altbekannter und neuer Eigenschaften hervor. Damit entspricht jeder Same quasi einer Sorte, und die Reproduktion vorhandener Sorten über Samen ist unmöglich. Säst du Kartoffelsamen aus, entsteht daraus eine unglaubliche, immer wieder überraschende Vielfalt an Farben und Formen.  

Kartoffelblüten und -beeren

Die Vermehrung über Samen ist etwas langwieriger als die Vermehrung über Knollen. Im ersten Jahr bleiben die Pflanzen sehr zierlich, blühen in der Regel noch nicht und bilden meist jeweils nur eine kleine Knolle. In handfeuchtem Sand kühl überwintert, bringen diese im zweiten Jahr eine erste richtige Ernte hervor. Über Samen vermehrte Kartoffeln sind zunächst sehr gesund und zeigen erst nach mehrjährigem Nachbau die auch von Handelssorten bekannten Abbauerscheinungen: Kleinere und weniger Knollen, diverse Krankheiten.  

Wie deine selbst gezüchteten Kartoffeln aussehen und schmecken – das weißt nur du, denn jede ist einzigartig. Vielleicht schmecken sie nicht alle oder einige haben ein expansives Wuchsverhalten und treiben gleich wieder aus – auch das kann passieren. Oder auch, dass aus den Samen gar keine Pflanzen wachsen.

Kartoffelsamen aus den Beeren gewinnen

Die grünen Beeren fallen oftmals bereits ab oder die Fruchstiele vertrocknen, noch ehe die winzigen Samen voll ausgereift sind. Die Beeren müssen an einem trockenen, luftigen Ort nachreifen, bis sie vertrocknet und verschrumpelt sind und eine braune Farbe bekommen. Um zu vermeiden, dass sie anfangen zu faulen, kannst du die Beeren halbieren und einzeln lagern. Bereits verschrumpelte, vertrocknete Beeren hebst du so auf wie sie sind.

Geerntete, noch unreife Kartoffelbeeren

Wie und wann sät man Kartoffelsamen aus?

Vor der Aussaat im im April oder Mai weichst du die halbierten, vertrockneten Früchte in einem Glas Wasser für eine Woche ein. Zur Aussaat rührts du den Inhalt auf und gießt ihn gleichmäßig in ein Aussaatgefäß mit frisch gesiebter Erde. Als Aussaatgefäß eignet sich z.B. ein Balkonkasten oder eine Blumenschale. Die Erde solltest du nun gleichmäßig feucht halten. Sobald die Keimung erfolgt ist, siebst du nochmals etwas Erde über die Saat.

Bis zum Herbst hast du nun nichts weiter zu tun, als das möglichst im Halbschatten aufgestellte Gefäß regelmäßig zu gießen und Unkräuter zu beseitigen. Wenn das Kraut vergilbt ist, stellst du das Gefäß trocken und siebst den Boden erneut mit dem gleichen feinen Sieb, in dem dann die Knöllchen, deine Planzknollen für das kommende Jahr, zurückbleiben. Diese lagerst du am besten in handfeuchtem Sand an einem kühlen, trockenen Ort und pflanzt sie dann im kommenden Frühjahr aus und kannst auf die Ernte deiner eigenen Sorte gespannt sein.

Expertenwissen

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