Natürlich kannst du auch von Radieschen Saatgut selbst gewinnen. Jedoch gibt es hier ein paar grundlegende Dinge, die du wissen und beachten solltest: Radieschen sind Fremdbefruchter. Das bedeutet, dass du für einen guten Saatgutansatz mehr als eine Pflanze stehen lassen musst. Je größer die Population, desto vitaler ist die Nachkommenschaft. Aber Obacht, Radieschen sind sehr kontaktfreudig: Blühen Radieschen- oder Rettichpflanzen anderer Sorten in der Umgebung, baut jemand auf einer benachbarten Fläche vielleicht sogar Ölrettich an, wirst du kein sortenreines Saatgut erhalten, sondern eine Kreuzung der Sorten. Warum? Bienen und andere Insekten bestäuben die Radieschen selbst über größere Entfernungen hinweg.
Außerdem solltest du wissen, dass eine einzelne ausgewachsene Radieschenpflanze im Idealfall ein Kugelbusch von fast einem Meter Durchmesser bilden kann. Insofern solltest du ausreichend Platz einplanen, in Hochbeeten und Balkonkästen ist die Vermehrung von Radieschen demnach nicht ganz einfach zu realisieren. Hier hilft es, die Pflanzen kräftig zurückzuschneiden, nachdem sie die ersten Früchte angesetzt haben.
Wenn du nicht gleich unter die professionellen Radieschen-Vermehrer gehen willst, kannst du dein Experiment schon mit 2-3 Pflanzen starten. Wenn du nicht ganz so viel Platz hast: auch bei zu dichter Aussaat schossen und blühen die Radieschen. Sie bleiben dann zwar kleiner, doch zur Beobachtung des Blühvorgangs, der Bestäubung und der Fruchtbildung reicht das allemal. Mit einer Handvoll reifer Früchte hast du bereits genügend Saat für das kommende Jahr und kannst sogar noch ein Tütchen aus eigener Ernte verschenken.
Bei der Auswahl der Pflanzen für die Vermehrung solltest du darauf achten, die schönsten und gesündesten Exemplare stehen zu lassen, damit sich deren gute Eigenschaften weiter vererben. Diese Radieschen erntest du nicht, sondern lässt sie stehen.
Thomas erklärt das auch noch einmal in unserem Video:
Wird das Radieschen nicht geerntet, beginnt die Pflanze in die Höhe zu wachsen, also zu schossen. Damit sie während des Wachstums nicht umfällt oder zusammenbricht, solltest du sie anstäben. Dazu steckst du einen festen Stab neben der Pflanze in die Erde und fixierst sie mit einer locker gebundenen Schnur. Dabei bindest du nicht nur die einzelnen Stengel an, sondern die gesamte Pflanze mit all ihren Nebentrieben. Achte darauf, dass du sie nicht zu eng bindest, sondern ausreichend Luft lässt, damit sich bei Feuchtigkeit kein Schimmel bildet. Putze die Pflanzen regelmäßig, indem du die äußeren gelben und welken Blätter direkt am Spross entfernst. So bleibt die Sprossachse trocken und es gibt hier für die Schnecken nichts zu holen.
Bald wird die Pflanze blühen und anschließend aus den Blüten relativ dicke, lang-geschnäbelte Früchte bilden, in denen sich die Samen entwickeln. Bei der Hauptblüte schwellen die Fruchtschoten an und die Pflanze macht eine kurze Blühpause, bevor sie etwas zeitversetzt weiterblüht.
Steht dir wenig Platz zu Verfügung (beispielsweise auf dem Balkon oder im kleinen Beet), solltest du nach der Hauptblüte die Pflanze einkürzen, d. h. alle weiteren Blüten nach der Hauptblüte entfernen, da die Pflanze schnell raumgreifend wächst. Trenne dazu die Blüten samt Stiel ab - jedoch oberhalb der nächstgelegenen Frucht.
Wenn sich die meisten Früchte bereits erst gelb und anschließend braun verfärbt haben, reifen auch die Samen darin ab. Geerntet wird dann am besten die ganze Pflanze und dazu oberhalb der nun verholzten Knolle abgeschnitten. Das machst du am besten an einem Morgen bei trockenem Wetter. Um zu testen, ob das Saatgut bereits erntereif ist, kannst du eine Schote aufbrechen oder zerschneiden. Die Samen sollten gelblich-braun sein, sind wahrscheinlich aber noch größer, weil wässriger als die, die du gesät hast. Sie müssen also noch nachreifen.Hänge die Pflanze kopfüber an einem luftigen, aber vor Regen geschützten Ort auf.
Wenn deine Pflanzen ganz vertrocknet sind, kannst du mit dem Dreschen und Reinigen des Saatgutes beginnen. Da die Früchte der Radieschen sehr hart sind, musst du hier zu etwas rabiateren Methoden greifen. Wenn du jedoch zu viel Gewalt anwendest, leidet die Keimfähigkeit der Samen, also zeige bitte Gefühl! Eine etwas weniger rabiate, dafür aber riskantere Variante findest unten unter “Expertenwissen”.
Gib die Fruchtstände in ein größeres, stabiles Gefäß und tritt sie mit den Füßen kräftig aus. Stabiles Schuhwerk ist dafür ratsam. Zwischendurch solltest du den Bodensatz immer wieder in ein grobes Kompost-Sieb geben, damit die Samen, die sich bereits herausgelöst haben, keine mechanischen Verletzungen erleiden. Wesentlich leichter ist es, die grob zerkleinerten Fruchtstände in einen stabilen Sack zu schnüren, den auf eine Wiese zu legen und mit einem PKW mehrfach darüber zu fahren. Auch hier bitte immer wieder zwischendurch die bereits freigelegten Samen absieben und den Rest erneut verschnüren. Die Feinreinigung kannst du mit Eimern und flachrandigen Schüsseln vornehmen: Das schwere Saatgut sammelt sich bei gleichartiger Bewegung am Boden, die leichtere Spreu liegt obenauf und kann abgesammelt oder weggeblasen werden.